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Die Domäne des Columbarium

 

blason de colmar

823 wird Colmar in einer Schenkungsurkunde Ludwigs des Frommen, eines  Sohnes Karls des Großen, erstmals schriftlich erwähnt. Die Urkunde wurde am 12. Juni in Frankfurt unterzeichnet. Damit überliess der Karolingerkönig dem Abt von Münster ein Waldstück in der riesigen Domäne Columbarium, die er in dieser Region besaß.

Der Name Colmar leitet sich demnach aus dem Lateinischen ab. Das Columbarium ist ein Taubenschlag, in dem Haustauben gezüchtet und gehalten werden. Übrigens haben viele französische Ortsnamen dieselbe Etymologie. Dörfer und Städte wie Colombes oder Couloummiers leiten sich von diesem Wortstamm ab. Man darf davon ausgehen, dass im heutigen Gebiet von Colmar und seiner Umgebung einstmals römische Villen standen. Das römische Mosaik, das den Anstoß zur Gründung des Unterlinden Museums gab, stammt aus einer gallorömischen Villa in Bergheim und wurde im 19. Jahrhundert entdeckt.

Damals war Argentovaria die nächstgelegene Stadt. Kaiser Valentinian hatte das ursprüngliche Militärlager im 4. Jahrhundert befestigen lassen, um die germanischen Invasoren abzuwehren –  erfolglos, wie man weiß. In der Zeit der Frankenkönige wurde das wirtschaftliche Zentrum ein wenig nach Westen verlagert. Die Ill, ein unberechenbarer Fluss, überschwemmte häufig die Umgebung. Die Franken tauften das befestigte Lager in Horburg in die „schlammige“ Burg um.

Um dem regelmässigen Hochwasser der Ill zu entgehen und gleichzeitig den dadurch entstandenen fruchtbaren Lössboden zu nutzen, ließen sie sich westlich der Ill nieder.

Im 5. und 6. Jahrhundert eroberten die Frankenkönige Gallien. Im Lauf der Eroberungszüge hatten sie sich riesige Gebiete einverleibt, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die Domäne von Colmar war eines davon. Ob sie ursprünglich merowingisch oder karolingisch war, weiß man bis heute nicht.

Wie sah so eine Domäne aus? „Man muss sich eine Ansammlung von großen Gebäuden aus Holz und Stampferde vorstellen. Das Gebäude im Zentrum ist prächtiger als die anderen und verfügt über einen riesigen Vorratsraum. Hier wohnen der König und sein Gefolge, wenn sie in der Gegend weilen. Um dieses Haupthaus herum sind Wirtschaftsgebäude, Speicher, Pferdeställe, Kelterei, Küche, Bäckerei, Hühnerhof, Taubenhaus und die Frauengemächer angeordnet“ (C. Wilsdorf).

Denn damals waren die Könige noch Nomaden. Sie zogen von einer Domäne zur anderen und konsumierten deren Erzeugnisse vor Ort. Dann zogen sie je nach Laune oder politischer Notwendigkeit weiter. Das Reich war sozusagen ein ausgedehntes Wandergebiet, ein Netz aus Orten und Wegen, zu dem nun auch Colmar gehörte…