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Der Leichenwagen-Aufstand

Der letzte Aufstand, der Aufstand der Leichenwagen im Jahre 1855, wurde ihm schließlich zum Verhängnis. Bis dahin wurden die Colmarer im "Rappendantz" - dem "Ort, an dem die Raben tanzen" - begraben.

Nach alter Tradition wurden sie auf ihrem letzten Weg von der sogenannten "Totengräberbande" begleitet: Schreiner, Schlosser, Bildhauer, Handwerker aller Art, die sich auf eine Art Arbeitsteilung geeinigt hatten, um ihren Lohn ein wenig aufzubessern - bis das frisch gegründete Bestattungsinstitut, ein Novum in der Stadt, seine Dienste anbot und dabei vom Stadtrat nach Kräften gefördert wurde.

Die Handwerker waren jedoch nicht gewillt, auf ihre lukrative Nebentätigkeit zu verzichten. So mischten sie sich unter das Volk und machten Werbung für die eigene Sache. Nun sei es so weit gekommen, so behaupteten sie, dass die Colmarer nicht einmal mehr ihre Toten selbst begraben dürften. Das Argument kam gut an bei der Bevölkerung, die auf die Straße ging, wenn ein Begräbnis stattfand, so dass die Leichenwagen des Bestattungsinstitutes den Friedhof nur unter Polizeischutz erreichen konnten. Die Affäre war nicht nach dem Geschmack des Präfekten, der daraufhin den Bürgermeister kurz und bündig absetzte. Der Aufstand der Leichenwagen bot ihm die günstige Gelegenheit, einen Bürgermeister loszuwerden, der 1848 ein überzeugter Republikaner gewesen war und sich wenige Jahre später als Anhänger Napoleons III. entpuppte. Allzulange war Chappuis im Amt geblieben.